Mediation vs. Schlichtung: Was ist der Unterschied?

Mediation und Schlichtung sind zwei häufig genutzte Verfahren zur außergerichtlichen Konfliktlösung. Beide Methoden bieten eine Alternative zu langwierigen und oft kostenintensiven Gerichtsverfahren. Doch obwohl sie Gemeinsamkeiten aufweisen, unterscheiden sie sich grundlegend in ihrem Ansatz, ihren Zielen und den Rollen der beteiligten Dritten. In diesem Artikel vergleichen wir Mediation und Schlichtung und zeigen auf, welches Verfahren sich für welche Konfliktsituationen eignet.

Gemeinsamkeiten von Mediation und Schlichtung

Bevor wir die Unterschiede beleuchten, ist es wichtig, die Gemeinsamkeiten zu verstehen:

  • Freiwilligkeit: Beide Verfahren setzen voraus, dass alle Konfliktparteien freiwillig teilnehmen.
  • Vertraulichkeit: Die Inhalte der Gespräche bleiben vertraulich und werden nicht nach außen getragen.
  • Neutralität: Sowohl Mediatoren als auch Schlichter agieren als neutrale Dritte.
  • Ziel: Beide Verfahren zielen darauf ab, eine einvernehmliche Lösung zu finden, die für alle Beteiligten akzeptabel ist.
  • Kosteneffizienz: Im Vergleich zu Gerichtsverfahren sind Mediation und Schlichtung in der Regel kostengünstiger und schneller.

Die Unterschiede zwischen Mediation und Schlichtung

  1. Rolle des Dritten
  • Mediation: Der Mediator moderiert den Prozess, bewertet keine Positionen und bringt keine eigenen Lösungsvorschläge ein. Seine Hauptaufgabe besteht darin, die Kommunikation zwischen den Parteien zu fördern und sie bei der eigenständigen Erarbeitung einer Lösung zu unterstützen.
  • Schlichtung: Der Schlichter nimmt eine aktivere Rolle ein. Er hört sich die Argumente beider Seiten an, analysiert die Situation und unterbreitet am Ende einen konkreten Lösungsvorschlag (Schlichtungsspruch). Dieser Vorschlag kann von den Parteien angenommen oder abgelehnt werden.
  1. Entscheidungsfindung
  • Mediation: Die Konfliktparteien behalten die volle Kontrolle über den Prozess und die Ergebnisse. Sie entscheiden selbst, welche Lösungen sie erarbeiten und umsetzen möchten.
  • Schlichtung: Der Schlichter bietet eine Entscheidungshilfe an, indem er eine Empfehlung ausspricht. Diese Empfehlung kann verbindlich sein, wenn dies im Vorfeld vereinbart wurde.
  1. Zielsetzung
  • Mediation: Der Fokus liegt auf einer langfristigen, nachhaltigen Lösung, die auch zukünftige Beziehungen zwischen den Parteien berücksichtigt. Es geht darum, gegenseitiges Verständnis zu fördern.
  • Schlichtung: Das Hauptziel ist es, den aktuellen Streitfall schnell und effizient zu lösen. Die zukünftige Beziehung der Parteien spielt oft eine untergeordnete Rolle.
  1. Methodik
  • Mediation: Das Verfahren folgt einem klar definierten Ablauf mit mehreren Phasen (z. B. Klärung der Interessen, Lösungsfindung). Der Mediator setzt auf methodische Ansätze wie aktives Zuhören oder Perspektivwechsel.
  • Schlichtung: Der Ablauf ist weniger formalisiert. Der Schlichter kann flexibel agieren und sich stärker auf die Analyse von Fakten und rechtlichen Aspekten konzentrieren.
  1. Typische Anwendungsbereiche
  • Mediation: Geeignet für Konflikte mit einer bestehenden oder zukünftigen Beziehung zwischen den Parteien (z. B. in Familien, Teams oder Geschäftsbeziehungen).
  • Schlichtung: Häufig eingesetzt bei Verbraucherstreitigkeiten, Handwerkerleistungen oder Tarifkonflikten – also in Situationen, in denen es primär um eine schnelle Einigung geht.

 

Praxisbeispiele

Beispiel für Mediation

Ein Team in einem Unternehmen hat wiederholt Spannungen aufgrund unklarer Rollenverteilungen. Ein Mediator moderiert mehrere Sitzungen, in denen die Teammitglieder ihre Perspektiven darlegen und gemeinsam neue Regeln für die Zusammenarbeit entwickeln. Das Ergebnis ist eine langfristige Verbesserung der Teamdynamik.

Beispiel für Schlichtung

Ein Kunde reklamiert eine fehlerhafte Handwerkerleistung. Der Handwerksbetrieb lehnt die Nachbesserung ab. Ein Schlichter hört beide Seiten an, prüft Belege und macht einen Vorschlag: Der Betrieb soll das Problem beheben, während der Kunde einen Teil der Kosten übernimmt.

 

Vor- und Nachteile einer Mediation und einer Schlichtung im Überblick

Kriterium

Mediation

Schlichtung

Selbstbestimmung

Parteien entscheiden eigenständig

Schlichter gibt Vorschlag vor

Nachhaltigkeit

Langfristige Lösungen

Fokus auf schnelle Einigung

Rolle des Dritten

Moderation ohne Bewertung

Bewertung durch Schlichter

Anwendungsbereich

Beziehungskonflikte

Sachbezogene Streitigkeiten

Flexibilität

Hohe methodische Flexibilität

Weniger formalisiert

 

Wann eignet sich welches Verfahren?

Die Wahl zwischen Mediation und Schlichtung hängt von der Art des Konflikts sowie den Zielen der Beteiligten ab:

  • Wünschen sich die Parteien eine langfristige Verbesserung ihrer Beziehung oder Zusammenarbeit? Dann ist Mediation die bessere Wahl.
  • Geht es vor allem um eine schnelle Klärung eines sachlichen Streits? Dann bietet sich eine Schlichtung an.

 

Fazit: Es gibt mindestens zwei Wege zur Konfliktlösung

Sowohl Mediation als auch Schlichtung haben ihre Berechtigung im Bereich der außergerichtlichen Konfliktlösung. Während Mediation auf Eigenverantwortlichkeit und Nachhaltigkeit setzt, bietet die Schlichtung eine schnelle Entscheidungshilfe durch einen neutralen Dritten. Beide Verfahren können dazu beitragen, Konflikte effizienter, kostengünstiger und oft auch friedlicher zu lösen als ein Gerichtsverfahren.

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